Die Red Sparrows sind seit zwei Jahren in der 2. Handball Bundesliga der Frauen dabei.
Ein Grundpfeiler ist dabei die erfolgreiche Jugendarbeit bei den Young Sparrows, die ohne die Unterstützung von zahlreichen Partnern nicht möglich wäre. In der Reihe: „Die Sparrows und ihre Partner“ möchten wir diese Partner vorstellen und euch einen Blick hinter die Kulissen einer Zweitliga-Mannschaft und ihrer Jugendarbeit ermöglichen!
Teil 2 – Johannes Schmitterer:
Johannes Schmitterer ist Lehrer an einer Gemeinschaftsschule in Freiburg, Vater von zwei Kindern, seit Febrauar 2020 der Sportpsychologe der Red Sparrows und seit September auch bei den Young Sparrows als psychologischer Berater tätig. Wir sprachen mit ihm über seine Arbeit bei den Sparrows, seine Motivation und die Tücken, welche die Corona-Pandemie für junge Spielerinnen mit sich bringt.
Red Sparrows (RS): Hallo Johannes. Du bist seit fast einem Jahr dabei. Was sind deine Aufgaben bei den Sparrows?
Johannes Schmitterer (JS): Meine Arbeit teilt sich in drei Bereiche: Der erste Bereich ist die Absprache mit den Trainern. Wenn die Coaches vor einem Spiel oder mit Blick bestimmte Problemfelder eine psychologische Perpektive hören wollen, kontaktieren sie mich und ich versuche, die Situation und ihre psychologischen Einflussfaktoren zu analysieren und Lösungsmöglichkeiten vorzuschlagen. Das Einzelcoaching ist der zweite Bereich und meine Hauptaufgabe. Spielerinnen und Trainer kommen zu mir und besprechen verschiedene Situationen mit mir, die sie als bedeutsam in ihrer persönlichen oder sportlichen Entwicklung betrachten. Diese können handballthematisch oder auch systemübergreifend sein, also auch private oder berufliche Situationen beinhalten, welche oft Auswirkungen auf die sportliche Leistung mit sich bringen – im Mittelpunkt steht immer die ganze Person – meistens spielt natürlich die Rolle als Sportlerin im Vordergrund. Gemeinsam mit der Person versuche ich dann eine Strategie zu erarbeiten, die ihr bei der Bewältigung helfen soll und die sie auch langfristig für sich nutzen kann – zum Beispiel wie man große Schwankungen in einzelnen Leistungssituationen durch Routinen stabilisieren kann.
RS: Und der letzte Bereich?
JS: Das ist die psychologische Bildung. Gerade im Jugendbereich versuche ich, bestimmte Strategien einzuführen und zu erklären. Zum Beispiel in der C-Jugend: Woher kommt Aufregung? Woher kommt Nervosität? Wie kann ich Strategien entwickeln, um mich darauf vorzubereiten?
RS: Die Young Sparrows konnten auf Grund der Corona-Pandemie seit Längerem nicht mehr im Team trainieren. Welche Auswirkungen kann das bei den jüngeren Spielerinnen haben?
JS: In der C- und B-Jugend ist die Dropout-Gefahr, also die Möglichkeit aufzuhören, allgemein schon vergleichsweise hoch. Man muss in der Schule mehr leisten, die Abendplanung mit Freund*innen wird bedeutsamer – der Sport steht dann oft auf der Kippe. Die Kunst ist, normalerweise und jetzt auch gerade während Corona, wenn sich die Spielerinnen nicht mehr regelmäßig in der Halle treffen, die Verbindung und die Interaktion mit den Spielerinnen aufrecht zu erhalten. Das gelingt bei den Young Sparrows in meinen Augen hervorragend. Die Trainer*innen organisieren wöchentlich Videokonferenzen zum Konditions-/Krafttraining, bieten thematische Impulse zu Themen aus der Ernährungswissenschaft oder eben der Sportpsychologie. Das zeigt den Spielerinnen ja auch, dass dem Trainerteam viel an ihrer Entwicklung liegt und sie ihnen trotz aller Widrigkeiten etwas Außergewöhnliches bieten wollen. Ich denke, im Nachhinein werden daraus viele Möglichkeiten entstehen, um das Training weiter zu optimieren und langfristig wird es sich auszahlen, dass man gerade gezwungen wird kreativ zu werden. Die Spielerinnen, die jetzt motiviert sind, werden sicher auch im Normalzustand wieder motiviert sein, ihren Trainingsrückstand aufzuholen.
RS: Wie kamst du deiner Tätigkeit bei den Sparrows?
JS: Über Simone Falk. Ich habe im Rahmen meiner Ausblidung zum Sportpsychologen ein Praktikum bei der SG Kappelwindeck-Steinbach absolviert und sie dort kennengelernt. Jahre später haben wir uns dann per Zufall am Bahnhof in Mannheim wieder getroffen – die Sparrows auf der Rückfahrt von einem Auswärtsspiel und ich war auf Heimaturlaub – und haben erfahren, dass wir beide nun in Freiburg wohnten. Ein paar Wochen später klingelte dann das Telefon und Simone hat dann den Kontakt zwischen mir und Ralf hergestellt.
RS: Was ist deine Motivation?
JS: Ein Bereich, in dem es nur ums Geld geht, wäre glaube ich nichts für mich. Das Reizvolle bei den Red Sparrows ist das Commitment. Was die Spielerinnen abliefern, was für eine wahnsinnig große Liebe zum eigenen Sport da ist… das macht die Arbeit viel interessanter. In der Psychologie gibt es Motivationsmodelle und wenn man diese betrachtet, ist das bei den Red Sparrows sehr nah am Optimalzustand. Sie spielen nicht für Geld, sondern mit großer intrinsischer Motivation. Die Leidenschaft zum Sport und für die Mannschaft ist groß. Sie bringen einen großen Einsatz, sind teilweise das ganze Wochenende nicht daheim, um den Traum von der 2. Bundesliga aufrechtzuerhalten. Der Lohn ist eben nicht das Geld, sondern das Gefühl etwas Besonderem anzugehören und dabei die eigene Leistungsgrenze Stück für Stück zu verschieben.
RS: Dabei ist es sicher auch spannend für dich, die Entwicklungen mitzuverfolgen?
JS: Auf jeden Fall! Die psychologische Komponente ist nicht nur für die Young Sparrows, sondern auch für die Red Sparrows etwas Neues! Das Reizvolle ist die Entwicklung mitzuverfolgen und zu sehen, wie viel Unterschied man durch die psychologische Unterstützung bewirken kann. Wenden Spielerinnen Strategien an? Helfen sie ihnen? Es ist spannend ein Teil davon zu sein!
RS: Lieber Johannes, Vielen Dank für deine Zeit und deine tolle Arbeit!
Johannes Schmitterer – Sportpsychologe