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Tim Jud, HSG Konstanz

„Langfristige Arbeit ist das, was zählt“



Vorbereitungsstart bei Drittliga-Spitzenreiter HSG Konstanz

Mit dem 14. Erfolg in Serie und einem 29:24-Auswärtssieg beim bis dato Tabellenzweiten Balingen-Weilstetten II ging das Jahr 2018 für Drittliga-Spitzenreiter HSG Konstanz überaus erfolgreich zu Ende. Vor dem Vorbereitungsstart am Mittwoch und den letzten zwölf Ligaspielen weißt die HSG acht Plus- beziehungswiese sechs Minuspunkte Vorsprung auf die Verfolger aus. Für Spieler und Verantwortliche jedoch kein Ruhekissen.

Höhen und Tiefen

Dafür genügt bereits ein Blick zurück auf die ersten vier Spiele, als Konstanz mit 4:4 Punkten nicht gut aus den Startlöchern kam. „Der Beginn war alles andere als einfach“, sagt Daniel Eblen, der eine auf einigen Positionen veränderte Mannschaft formen musste. „Die Erwartungen waren groß. Doch uns war bewusst, dass wir etwas Zeit benötigen.“ Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga und einer nochmaligen Verjüngung des Kaders war nicht klar, „was wir schaffen können und wohin es gehen kann“, macht der Cheftrainer klar. Als kompliziert stuft er dabei den Vorbereitungsstart ein, erst nach wichtigen Siegen gegen Pforzheim und in Kornwestheim kam seine Mannschaft ins Rollen. Insgesamt 14 Mal hintereinander blieb Konstanz dabei in jedem Spiel siegreich, verfügt über einen Top-Angriff und die beste Defensive der Liga sowie 32:4 Punkte bei einer Tordifferenz von schon plus 103 Toren.

Herausforderungen damals und jetzt

„Diese Konstanz war ganz wichtig“, hebt Eblen hervor. So habe man auch Spiele für sich entscheiden können, in dem nicht das „oberste Niveau“ erreicht wurde, so der A-Lizenzinhaber weiter. Kein Wunder, wenn ihm als erstes „fordernd, emotional und lange“ als Attribute für das zweite Halbjahr 2018 einfallen. Denn die Herausforderungen von damals, von August, seien auch die für Januar und Februar meint der Übungsleiter. „Die Erwartungen sind wahrscheinlich weiter gestiegen“, vermutet er und stellt sich darauf ein, dass weiter jeder Gegner der HSG die Favoritenrolle auferlegt. Eblen: „Das lassen wir einfach weiter außen vor und kümmern uns um das Handballspielen.“

Vorbereitung

Dafür soll ab Mittwoch in dreieinhalb Wochen bis zum ersten Spiel am 2. Februar in Pfullingen der Grundstein gelegt werden. Zu Beginn wird die Athletik im Vordergrund stehen, später wird nach Analyse der Hinrunde und der noch vorhandenen Schwachstellen die Angriffs- und Abwehrarbeit aufbereitet. Der Härtetest erfolgt am 23. Januar mit einem Testspiel beim Schweizer Serienmeister, aktuellen Tabellenführer und Europapokalteilnehmer Kadetten Schaffhausen.

Entwicklung

Die Entwicklung der HSG Konstanz war dabei vor der WM-Spielpause sowohl als Team als auch individuell herausragend. Neben den Topwerten für die Mannschaft führt Paul Kaletsch mit 135 Treffern die Torschützenliste der 3. Liga Süd an, Fabian Wiederstein ist mit 76 Erfolgen bester Kreisläufer der Liga und auch Spieler wie Tim Jud, Felix Krüger, Joschua Braun und Samuel Wendel durchliefen eine tolle Entwicklung und stabilisierten sich auf hohem Niveau. Doch Eblen bleibt zurückhaltend und erinnert an den Saisonstart. „Wir haben“, zeigt er auf, „ja auch im Sommer viel gearbeitet. Nach den ersten vier Spielen konnte man auf die Idee kommen: Was haben die denn gemacht? Die Arbeit zahlt sich irgendwann aus, manchmal dauert es ein bisschen – und Erfolg macht vieles einfacher.“ Wichtig war für den 44-Jährigen insofern, dass seine Spieler den Lohn für diese Arbeit in Erfolgen erfahren durften.

Ausblick

Dennoch oder gerade deshalb sind ihm markige Sprüche oder zu großes Selbstbewusstsein fremd. „Wir sind uns“, so der HSG-Coach, „bewusst, dass es auch Zeiten geben wird, in denen es nicht so laufen und die übliche Kritik aufkommen wird.“ Wenn man weiß, was kommt, könne man damit besser umgehen, fügt er an. „Denn was ich die letzten Jahre gelernt habe ist, dass man sich gerade im Erfolg bewusst machen muss, dass es auch andere Zeiten geben wird. Dann sind die emotionalen Ausschläge nicht so groß.“ Ausdruck eines weniger optimistischen oder positiven Ausblickes soll dies aber auf keinen Fall sein. Es ist vielmehr die für Eblen typische Vorsicht, eine Warnung an alle, auf der Hut und weiter hochkonzentriert zu sein. Noch habe man nichts erreicht, lautet sein Hinweis. „Wir haben viel Arbeit vor uns, der Vorsprung zählt nicht, wir müssen schnell wieder reinkommen.“ Zum Auftakt stehen direkt zwei schwere Spiele in Pfullingen und Pforzheim bevor. „Deshalb sehen wir auch nicht weiter als bis Pfullingen“, unterstreicht Eblen.

Zuschauerunterstützung: Top Fünf unter 64 Drittligisten

Auf dem weiterhin langen und schweren Weg zurück in die 2. Bundesliga kann sich die HSG Konstanz allerdings auf eine bemerkenswerte Unterstützung von den Rängen verlassen. 10.000 Zuschauer pilgerten zu den bislang zehn Heimspielen in die stimmungsvolle „Schänzle-Hölle“. Mit 1.000 Fans im Schnitt bei jeder Heimpartie führt Konstanz das Tableau in der 3. Liga Süd zusammen mit Saarlouis an und belegt mit den Saarländern Rang fünf im bundesweiten Vergleich aller 64 Drittligisten. Zugleich konnte sich der Tabellenführer auch in den Auswärtsspielen stets auf viele mitreißende Fans und Heimspielstimmung verlassen. Zuletzt sorgten über 200 HSG-Anhänger in Balingen für ein besonderes Erlebnis. „Man fühlt“, freut sich Eblen für seine Mannschaft, „dass es den Leuten um das geht, was wir tun. Dabei ist es gar nicht wichtig ob wir gewinnen oder nicht. Unsere langfristige Arbeit ist das, was zählt. Für diese Wertschätzung und Verbundenheit dem Verein gegenüber sind wir sehr dankbar.“